Sie sehen aus wie Werke spontaner Naturbeobachtung, als sei es dem Künstler gelungen, die Wahrnehmung flüchtiger und beglückender Naturerlebnisse in flirrender Abstraktion zu verdichten. Die Luft selbst scheint Träger der Landschaften. Sonnenlicht, so meint man, dringt durch dichten Nebel und hebt die Silhouette eines Berges, eines Waldes aus dem Off. Konturen verlieren sich in der Vibration des Lichts. Sie ist meist so stark, dass es keine Ferne mehr gibt. In schlankem, langgestrecktem Querformat verdichtet Helzle die Schönheit der Natur mittels digitaler Überlagerung – es sind Räume von meditativer Kraft, befremdlich entseelt. Das Bild des Menschen spart er aus. Helzles „Walks“ entstehen nach einem Auswahl- und Kompositverfahren. Thema ist die Landschaft. Der Künstler erkundete mit der Kamera behutsam das Fortschreiten des Weges, seine Geschichte, verharrte im Unterwegssein: Verlangsamung ist ihm Steigerung. Im Laufe einer solchen Wanderung entstanden zahlreiche Landschaftsaufnahmen, von denen er je hundert auswählte, digital bearbeitete und transparent schichtete. Ergebnis sind sanft durchleuchtete Perspektiven in flutender Bewegung - schwebende Farbräume, Visionen der Natur.
Helzle hat keine Eile. Der Künstler liebt die Entschleunigung. Man denke nur an die langsamen Sätze, die Ritardandi in der Musik. Zu Fuß macht er sich auf den Weg - der Rhythmus des Körpers bewegt den Geist und klärt die Gedanken. Es ist der Gleichklang zwischen innerer und äußerer Bewegung, der die Vorstellung erweckt, auch der Geist sei eine Art Landschaft und das Gehen eine Möglichkeit, diese zu durchqueren.
Gegensätze lösen sich in bewegten Harmonien, Symmetrien und goldene Schnitte verleihen ihnen ein fast klassisches Ebenmaß. An der Schnittstelle von Realität und Virtualität ringen Helzles „Walks“ um den Begriff von Schönheit. Hybride löschen sie die Erinnerung an Stunde und Ort – alles, was wir sehen, entschwindet und ist doch präsent. Als versicherte sich der Künstler seiner eigenen Schöpferkraft, erscheinen die schwebenden Landschaften in ihrer digitalen Immaterialität wie Anverwandlungen der natürlichen Schöpfung, symbiotische Synthesen von Kunst und Natur.
Ricarda Geib, Kunsthistorikerin